Nur Bauen ist schöner
Für viele Modellbaufans ist Markus Frey schon lange kein Unbekannter mehr. Der Ausnahmemodellbauer versetzt die Mengen mit seinen Flugmodellen nicht nur regelmäßig ins Staunen, sondern ist mit der Kupper Ku4 „Austria Elefant” auch Weltrekordhalter in der größten Flügelspannweite eines Modellflugzeugs.
Die Wahl fiel auf den Modellbau, wie wir heute an seinen eindrucksvollen Flugzeugen sehen können. Diese stammen aus der Pionierzeit der 1930er / 1940er Jahre, die Markus Frey besonders interessiert. „Damals hieß es noch: ‘Setz Dich mal hier an das Brettchen und wir zeichnen Dir einen Flieger’”, schwärmt er. Aber nicht nur die damalige Konstruktionspraxis, auch die geschichtliche Einbettung, wie zum Beispiel die Rhöngeschichte bei der Ka4 Rhönlerche und der Kupper Ku4 Austria, faszinieren den Modellbauer. So zählen zu seinen weiteren Bauten die Hütter-28, die Wien, die Scud 1 und die Kupper Ku7 – allesamt im Maßstab 1:2. Diesen hat sich Markus Frey seit 2003 zu Eigen gemacht. Der Vorteil besteht für ihn hierbei vor allem darin, dass seine Modellbauten auf diese Weise sehr nah am Original sind. Ein weiterer positiver Nebeneffekt wird sichtbar, sobald einige Modelle fertiggestellt gestellt wurden und nebeneinwander aufgestellt werden können: „Wenn Du alles in demselben Maßstab baust, hast Du plötzlich auch die Verhältnisse.”
Am Anfang seiner Konstruktionen steht dabei aber immer zuerst eine Idee: Es brennt sich ein Bild fest, das ihn nicht mehr loslässt. Markus Frey beginnt die Möglichkeiten eines Baus auszuloten und Unterlagen zu sammeln. Dies kann sich aufgrund der frühen Bauzeit der Flugzeuge so manches Mal als schwierig erweisen. So gab es von der Beljajew BP-3, von der insgesamt nur sechs Stück gebaut wurden, beispielsweise kein einziges Foto. Ist die Recherche aber einmal abgeschlossen, so erstellt sein Freund Rolf Fritschi für ihn die CAD-Planung samt aller Hüllen und Flächen. Sobald erste Ergebnisse vorliegen, setzen sich die beiden Männer zusammen, um die weiteren Details zu besprechen. Im Anschluss daran muss noch die Materialstärke festgelegt werden, bevor mit dem Fräsen der Bauteile begonnen werden kann. Die kompletten Fräsarbeiten wurden dabei bislang in aller Regel von Rolf Fritschi ausgeführt, der über eine große CNC-Maschine verfügt und, wie Markus Frey, Mitglied im IG Albatros ist, einer Interessensgemeinschaft, die sich den Oldtimersegelflugzeugen und der Erhaltung ihrer Geschichte verschrieben hat. Doch gerade die kleineren Bauteile wollte Markus Frey gerne selbst fertigen, damit sie ihm auch möglichst schnell zur Verfügung stehen.
Als Daniel Baumberger, schweizerischer STEPCRAFT-Wiederverkäufer und Flugzeugmodellbauer, sich 2015 nicht nur dazu entschloss den IG Albatros mit einem Gönnerbeitrag zu unterstützen, sondern schon kurz darauf selbst als Mitglied rekrutiert wurde, sah sich Markus Frey bald mit der Frage konfrontiert: „Du, ist das nicht der mit den Fräsmaschinen?” Schnell war das Interesse bei ihm geweckt und er entschied sich für die STEPCRAFT D.600 – und das obwohl er heute über sich sagt: „Ich hatte wirklich keine Ahnung von CNC.” Nichtsdestotrotz sollte kein Fertigsystem bei ihm Einzug erhalten: „Ich wollte wissen, was dahintersteckt und wie die Maschine funktioniert“, erinnert sich Markus Frey und erklärt weiter: „Mit Daniel bin ich dabei sehr gut bedient. Wenn ich ein Problem habe, kann ich ihn anrufen. Der Service ist super.” So wählte er den Bausatz aus, dessen Montage gut verlief, ließ sich von einem Freund noch kurz ein CAD-Programm installieren und schon war die Maschine einsatzbereit: „Was Du früher mit Bleistift auf Papier gezeichnet hast, machst Du jetzt auf dem PC – und die Laubsäge ist die Fräse.” Da gleich zwei seiner Bekannten über große CNC-Maschinen verfügen, ist es für beide nun eine Erleichterung, wenn der Großmodellbauer die Fertigung der kleineren Teile, die anfallen, übernimmt. Die heutige Aufgabenverteilung ist ihm zufolge somit klar geregelt: „Mach Du das Grobe, ich mache die Feinarbeit.” Neben Servohalterungen und Beschlägen für Ruderanwendungen fertigt Markus Frey daher auch Aluminiumblenden, Anschlussrippen oder Scharniere. „Auf der STEPCRAFT mache ich eigentlich alles, was darauf passt. Ich brauche für kleinen Friemelkram meine Kollegen nicht mehr belästigen”, erklärt er und stellt weiter fest: „Die Kleinteile will ich sofort und dafür ist die STEPCRAFT einfach genial.“ Der größte Vorteil der CNC-Technik liegt für den Modellbauer dabei in der Reproduzierbarkeit der Bauteile: „Wenn ich ein Teil x-fach brauche, so ist die Genauigkeit einfach immer 100 %. Ich drücke auf einen Knopf und habe 40 identisch Teile.”
Ihren ersten Einsatz sollte die STEPCRAFT D.600 beim Bau der Beljajew BP-3 erfahren. Das Flugzeug stammt aus dem Jahr 1936 und war eine Schulungsmaschine der russischen Marine. Der Großmodellbauer hatte sich gerade dazu entschlossen nach dem Bau der Kupper Ku7 eine Pause einzulegen, als der Gründer des IG Albatros, Fréderic Fischer, auf sein eigenes Modell im Maßstab 1:25 mit den Worten verwies: „Das wäre doch was für Dich – in groß!” Markus Frey war bereits mit dem Flugzeug vertraut, da er dieses Modell bereits für Fréderic Fischer im Maßstab 1:6,6 fertigstellte, nachdem dieser den Rumpf gebaut hatte. „Nursegler sind eigentlich nicht mein Ding, aber es ist das Lieblingsflugzeug des Gründers des IG Albatros”, stellt der Modellbauer fest, und so dauerte es nicht lange, bis er sich für dieses Großprojekt in 1:2 begeistern konnte. Nachdem Dr. Helmut Quabeck, für ihn der „Vater der Modellprofile”, die Flügelprofile errechnete, befindet sich die BP-3 seit September 2015 im Bau und soll bereits im Mai 2016 fliegen. „Ich bin aber auch kein Maßstab. Ich bin bekannt als der Schnellbauer”, erklärt Markus Frey schmunzelnd. Beim Bau der BP-3 kann er durch den Einsatz seiner STEPCRAFT D.600 nun sogar noch zusätzlich Zeit einsparen, da er kleinere Teile, wie Rückenlehnen, Steuerknüppeldetails, Instrumentenpaneele und den GFK-Anlenkhebel selbst fertigen und direkt verbauen kann.
Sind die Tragflächen dann noch montiert, wird die Beljajew eine Spannweite von zehn Metern aufweisen. „Wenn man keinen Platz mehr im Hobbyraum hat, dann geht es halt zur Tür heraus”, erzählt Markus Frey und führt weiter aus: „Alles, was hier drin Platz hat, kommt auch durch die Wohnung wieder raus.” So wird nach der BP-3 auch hoffentlich die Rostov GT-1 in seinem Hobbyraum Einzug erhalten, denn nach den österreichischen Flugzeugen von Robert Kronfeld zieht es ihn nun zu den russischen Maschinen hin. „Die Faszination am Bauen ist einfach: Wie löse ich das?”, stellt der Großmodellbauer fest, und so werden ihn auch diese Flugzeuge mit ihren skurrilen Konstruktionen wieder begeistern – oder wie er es sagt: „Fliegen ist schön, aber das Bauen ist schöner.”